Rückkehr von der grünen Insel

Ein Blick auf den Friedhof von Monasterboyce

Ein Blick auf den Friedhof von Monasterboyce

Langsam, sehr bedächtig, kehre ich zurück von der Insel der Feen. Zurück von der grünen Insel in die Großstadt Berlin. Dies ist immer wieder ein schwieriger Prozess, denn so lange ich auch im Land der Feen bin, es ist doch stets eine viel zu kurze Zeit!

Drüben lugt hinter den Hochnebeln des Morgens scheu die Sonne hervor und zeigt sich, unterbrochen von Perioden heftigen Regens, der im Nu alles durchnässt. So ist es nun einmal auf der grünen Insel, die ich seit 1991 regelmäßig aufsuche, um dort zu erholen, meine persönlichen Orte aufzusuchen und zu fischen. Dabei ist meine Art der Entspannung sicherlich gewöhnungsbedürftig. Den ganzen Tag über die Seen rudern (ohne Außenbordmotor!), den Anker werfen, angeln und dabei zu lauschen. Dem Wind, den Vögeln, der Natur. Denn man hört weit und breit keine Menschen, keine menschliche Zivilisation. Und dafür nehme ich es in Kauf am frühen Abend – trotz Tee aus der Thermoskanne und Whisky – durchgefroren zu sein. Rudern bringt neue Wärme in den Körper und die Abendstunden werden mit einem guten Buch vor dem Kamin verbracht. Das ist das Irland, welches ich liebe.

Nur noch aus der Ferne zu bewundern, wenn man nicht einen Tagesausflug plant.

Nur noch aus der Ferne zu bewundern, wenn man nicht einen Tagesausflug plant.

Natürlich besuche ich auch den einen oder anderen geschichtsträchtigen Ort – und damit meine ich jetzt nicht allein den Dolmen auf der Kuhwiese nebenan. Leider fand aber hier in Irland in den letzten 22 Jahren eine schleichende Veränderung statt, die mich ein bisschen traurig macht. Während wir 1991 noch mit dem Wagen auf einem kleinen Parkplatz direkt vor Newgrange halten konnten, unseren Eintritt zahlten und ein einheimischer, sehr freundlicher und auch kompetenter Führer uns durch die Anlage führte, auf Fragen antwortete und die kleine Gruppe von Interessenten (von vielleicht 8 Leuten) auch mit kleinen Episoden aus der Mythologie zu unterhalten wusste, so kann ich heute von einem Besuch in Newgrange nur dringend abraten! Der Ort wurde komplett neu gestaltet, schon bei der Anfahrt kamen uns die Reisebusse entgegen und wir wurden durch ein Verkehrsleitsystem auf einen riesigen Parkplatz – sicherlich eine Meile von NG entfernt – geleitet. Von hier aus ging es über einen kleinen Pfad zum komplett neu gestalteten High-Tech Touristenbüro, wo der Eintritt gelatzt werden muss. Mit Bussen wird man dann nach New Grange kutschiert und rumgeführt – wenn man Glück hat! Wenn man jedoch – so wie wir – auf der Durchreise ist, wird es ungemütlich. Die Führungen finden eben nicht dann statt, wenn Interessenten da sind – wie es 1991 noch war – sondern dann, wenn die Uhrzeit stimmt. Dies kann dann auch schon einmal in erst über einer Stunde sein. Eine Begehung des Areals ohne Teilnahme bzw. Zahlung der Führung ist heute nicht mehr möglich. Dabei muß man wissen: Das Areal ist ziemlich groß und weitläufig. Schade.

Der Rundturm von Monasterboyce

Der Rundturm von Monasterboyce

Empfehlen kann ich nach wie vor einen kleinen Ausflug nach Mainistir Bhuithe (Monasterboice). Der Friedhof um den Rundturm und die wunderbaren Hochkreuze haben sich nicht verändert und atmen irisches Flair. Der Ort ist zu finden, wenn man den Karten folgt. Es gibt einen kleinen Parkplatz und auch eine Info-Tafel, aber touristisch verirren sich hier nur einige vereinzelte Individualreisende hin. Das Fotografieren wird geduldet. Es ist ein ruhiger, besinnlicher Ort, der die Geschichte des Landes atmet.

Mit meinem Vater zusammen am großen Hochkreuz.

Mit meinem Vater zusammen am großen Hochkreuz.

Ich freue mich jetzt schon darauf wieder zur grünen Insel zurück zu kehren.

Über Curtis Nike

Verhinderer apokalyptische Zustände.

Veröffentlicht am 21. April 2013 in Irland und mit , , , , , , getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Hinterlasse einen Kommentar.

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