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Irischer Frühling
18.03.2018

Vor dem Auge dehnen sich grüne Wiesen und Moore aus.
Als ich im Jahr 1991 das erste Mal nach Irland reiste, da war meine Abreise mit Tränen verbunden. Ich hatte mich so sehr in das Land verliebt, dass ich die Abreise und Trennung kaum ertrug. Ob ich jemals wieder auf die grüne Feeninsel zurückkehren würde war damals völlig unklar.
Heute ist Irland für mich nicht nur ein Ort der Sehnsucht, sondern vor allem ein Ort der Rast und Ruhe. Hier tauche ich ab in ein Leben abseits der regulären Wege. Ohne Computer, ohne Netz, ohne städtische Ablenkung und vor allem weitab von jeglicher Arbeit. Die Tage beginnen nach dem Frühstück mit Ausflügen an die Seen und Flüsse, mit Angeln und Bootsfahrten, sie enden mit der Dämmerung. Oft sind wir den ganzen Tag draussen in der Natur, weit ab von den Menschen. Ich verbringe die kurzen Abende am Kamin und gehe sehr früh schlafen. Dies ist für mich Erholung und Entspannung pur.

Die Tore zur Anderswelt findet man in Irland überall, zuweilen auch ohne geschulten Blick.
Nun bin ich wieder zurück in Berlin, wo mich ein wahrhafter Kälteschock erwischte. Da, wo in Irland frühlingshafte Winde herrschten, Frühlingsduft in der Luft lag und ein warmer Regen die Natur aus der Winterruhe weckte, da empfingen mich hier Minustemperaturen. Schon vermisse ich den Kamin mit dem prasselnden Feuer und die satten Regenbögen über dem Land. Nur langsam komme ich hier, in der Stadt der Hexen, wieder an. Hinter mir liegt eine rundum erholsame Irland-Reise und ein fröhlicher St. Patrick’s Day. Denn wo bei meiner ersten Abreise von der grünen Insel bei mir die Tränen flossen, da gab es diesmal Live-Musik am Flughafen, wo die ankommenden und abreisenden Gäste von irischer Musik willkommen geheißen und verabschiedet wurden. Dies ist die irische Mentalität, die ich so liebe.
Möge der irische Frühling bald auch hier Einzug halten!

Narzisse nach Frühlingsregen
Eine Fledermaus macht noch keinen Frühling… oder?

Darauf freue ich mich in jedem Jahr von Neuem: verzauberte Fluss-Landschaften, nur mit dem Boot erreichbar.
Wenn das Wetter es zulässt, dann mache ich in Irland sehr gerne mit meinem Vater zusammen Bootstouren. Dabei fahren wir mit einem Ruderboot über die Seen, fahren von einem See in den nächsten und erreichen so auf dem Wasserweg Gewässer, die nicht mehr vom Ufer aus erreichbar sind. Manche liegen im Moor, manche liegen in unzugänglichen Gelände. Auf diese Bootstouren freue ich mich jedes Jahr von Neuem!

Ein umgefallener Baum und allerlei Treibgut, welches sich in ihm verfangen hat, stoppen unsere Bootstour.
Doch in diesem Jahr sollte uns eine unschöne Überraschung erwarten. Schon nach wenigen Kilometern entdeckten wir im Flusslauf einen umgestürzten Baum, der uns die Weiterfahrt verwehrte. Also hieß es das Boot umdrehen und – gegen den Strom – wieder zurück in den Ursprungssee fahren, um dort später anlegen zu können. Klingt ja ganz locker, aber… habt ihr schon einmal versucht ein Ruderboot mitten im Flusslauf gegen den Strom zu wenden? Das geht naturgemäß nicht. Und so mussten wir an Ort und Stelle versuchen eine ‚Anlegestelle‘ zu finden, um erst einmal Abstand zum Hindernis, welches uns blockierte, gewinnen zu können. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir waren etwa zweieinhalb Stunden damit beschäftigt das Boot zu einem Flussufer zu bekommen, meinen Vater aussteigen zu lassen (allein das ein Abenteuer für sich) und dann mit dem Seil zum Vertäuen das Boot zu wenden und dann Stück für Stück den Fluss rauf zu ziehen, bis es wieder flott war. Danach waren wir beide nass geschwitzt und froh, dass wir eine gute Kanne Tee und Kekse mit dabei hatten, denn als nächstes hieß es: Das Boot gegen den Strom zurück in den Ursprungssee zu rudern… Nein! Das wäre tatsächlich bei der verhältnismäßig starken Strömung für uns Un-Sportskanonen kaum machbar gewesen. Unsere Rettung war der kleine Elektromotor für Notfälle, den wir mit dabei hatten.
Ein anderes Ereignis hatte nicht uns, sondern einen kleinen Kobold in Not gebracht. Hierbei wissen wir gar nicht wie die Vorgeschichte lief, aber als wir an unserem letzten Nachmittag von einem unserer Bootsausflüge zurück zur Anlegestelle kamen und ausstiegen, da fanden wir an unserem Auto ein hilfloses, kleines Geschöpf vor. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Lange vor der Tag- und Nachtgleiche saß vor uns eine winzige, zitternde Fledermaus, die sich offensichtlich sowohl in der Temperatur als auch in der Tageszeit geirrt hatte.

Da braucht jemand dringend Hilfe!
Fledermäuse, die sich bei so geringen Temperaturen bereits draußen aufhalten und dies am hellen Tag, sind in Lebensgefahr. Auch das Hocken am Boden ist untypisch für diese kleinen Kerle, da sie aus dieser Position nicht immer unkompliziert starten können. Das dieser kleine Kobold sich nicht wohl fühlte, das erkannten wir sofort. Mein Vater fürchtete schon, dass wir eine Beerdigung organisieren müssen, doch es kam glücklicherweise anders!
Natürlich ist der Wunsch so ein kleines Kerlchen in die Hand zu nehmen oder zu streicheln nachvollziehbar. Doch dies sollte man tunlichst vermeiden! Hier auf dem Festland auch aus gesundheitlichen Gründen, aber eben auch, um so ein Tier nicht übermäßig zu ängstigen. Und manchmal hilft eine kleine ‚Starthilfe‘ schon aus. Glücklicherweise wussten wir, das der kleine Flattermann seine Wohnstätte nur 20 Schritt von unserer Anlegestelle entfernt hatte. Denn dort befand sich die Ruine eines alten Hauses. So suchte ich ein Stück flaches Holz und schob es sachte dem Kobold unter das Köpfchen. Die Wirkung dieses Berührung wirkte Wunder! Der kleine Kerl hob den Kopf und begann die Flügel zu strecken. Keine zwanzig Sekunden später schaffte er den Start und weg war er – in Richtung Heimstatt. Wie schön!
Irland ist doch immer wieder für eine Überraschung gut. Ich bin gespannt, was uns im nächsten Jahr erwartet…

Es kehrt wieder Leben in den kleinen Flattermann
Grüße von der Grünen Insel!

Happy St.-Patrick’s Day!
Ich sende Euch allen herzliche Grüße aus Irland! Gestern in den Abendstunden bin ich wieder in Berlin gelandet und musste mich erst einmal stundenlang (und auch die Nacht hindurch) um meinen verschmusten Hexenkater Iggy kümmern.
Schon jetzt kann ich Euch wissen lassen: Wieder einmal habe ich viel erlebt auf der grünen Insel und werde Euch in den nächsten Tagen sicher viel lesens- und sehenswertes hier präsentieren können. Möge die Vorfreude wachsen!
Doch bis ich dazu komme, meine Aufzeichnungen und Fotos zu ordnen, wünsche ich Euch einen lustig-fröhlichen St. Patrick’s Day! Möge auf Deinem Weg ein Leprechaun mit einem Topf voller goldiger Freude sitzen!

Grüße vom Lough Oughter!
Rückkehr von der grünen Insel
Langsam, sehr bedächtig, kehre ich zurück von der Insel der Feen. Zurück von der grünen Insel in die Großstadt Berlin. Dies ist immer wieder ein schwieriger Prozess, denn so lange ich auch im Land der Feen bin, es ist doch stets eine viel zu kurze Zeit!
Drüben lugt hinter den Hochnebeln des Morgens scheu die Sonne hervor und zeigt sich, unterbrochen von Perioden heftigen Regens, der im Nu alles durchnässt. So ist es nun einmal auf der grünen Insel, die ich seit 1991 regelmäßig aufsuche, um dort zu erholen, meine persönlichen Orte aufzusuchen und zu fischen. Dabei ist meine Art der Entspannung sicherlich gewöhnungsbedürftig. Den ganzen Tag über die Seen rudern (ohne Außenbordmotor!), den Anker werfen, angeln und dabei zu lauschen. Dem Wind, den Vögeln, der Natur. Denn man hört weit und breit keine Menschen, keine menschliche Zivilisation. Und dafür nehme ich es in Kauf am frühen Abend – trotz Tee aus der Thermoskanne und Whisky – durchgefroren zu sein. Rudern bringt neue Wärme in den Körper und die Abendstunden werden mit einem guten Buch vor dem Kamin verbracht. Das ist das Irland, welches ich liebe.
Natürlich besuche ich auch den einen oder anderen geschichtsträchtigen Ort – und damit meine ich jetzt nicht allein den Dolmen auf der Kuhwiese nebenan. Leider fand aber hier in Irland in den letzten 22 Jahren eine schleichende Veränderung statt, die mich ein bisschen traurig macht. Während wir 1991 noch mit dem Wagen auf einem kleinen Parkplatz direkt vor Newgrange halten konnten, unseren Eintritt zahlten und ein einheimischer, sehr freundlicher und auch kompetenter Führer uns durch die Anlage führte, auf Fragen antwortete und die kleine Gruppe von Interessenten (von vielleicht 8 Leuten) auch mit kleinen Episoden aus der Mythologie zu unterhalten wusste, so kann ich heute von einem Besuch in Newgrange nur dringend abraten! Der Ort wurde komplett neu gestaltet, schon bei der Anfahrt kamen uns die Reisebusse entgegen und wir wurden durch ein Verkehrsleitsystem auf einen riesigen Parkplatz – sicherlich eine Meile von NG entfernt – geleitet. Von hier aus ging es über einen kleinen Pfad zum komplett neu gestalteten High-Tech Touristenbüro, wo der Eintritt gelatzt werden muss. Mit Bussen wird man dann nach New Grange kutschiert und rumgeführt – wenn man Glück hat! Wenn man jedoch – so wie wir – auf der Durchreise ist, wird es ungemütlich. Die Führungen finden eben nicht dann statt, wenn Interessenten da sind – wie es 1991 noch war – sondern dann, wenn die Uhrzeit stimmt. Dies kann dann auch schon einmal in erst über einer Stunde sein. Eine Begehung des Areals ohne Teilnahme bzw. Zahlung der Führung ist heute nicht mehr möglich. Dabei muß man wissen: Das Areal ist ziemlich groß und weitläufig. Schade.
Empfehlen kann ich nach wie vor einen kleinen Ausflug nach Mainistir Bhuithe (Monasterboice). Der Friedhof um den Rundturm und die wunderbaren Hochkreuze haben sich nicht verändert und atmen irisches Flair. Der Ort ist zu finden, wenn man den Karten folgt. Es gibt einen kleinen Parkplatz und auch eine Info-Tafel, aber touristisch verirren sich hier nur einige vereinzelte Individualreisende hin. Das Fotografieren wird geduldet. Es ist ein ruhiger, besinnlicher Ort, der die Geschichte des Landes atmet.
Ich freue mich jetzt schon darauf wieder zur grünen Insel zurück zu kehren.