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Rezension: Küss die Hand, gnä‘ Sau

09.11.2022 ev

Das Wetter ist durchwachsen, der Herbst irgendwie schon da, aber die Temperaturen sind noch wie im ausklingenden Sommer. Zumindest war dies so bis letzte Woche. Dennoch kommt bei mir mit jedem Tag immer mehr Herbst- und Winterstimmung auf. Dies bedeutet in meinem Falle, dass ich meine Abende zumeist im Sessel mit heißem Tee, einem Buch oder einem Hörbuch verbringe. Vom ‚Fernsehen‘ habe ich mich bis auf weiteres verabschiedet.

Gute, lesenswerte Bücher sind entweder rar oder man muss ein Auge dafür haben, muss sie finden. Mir ist letzte Woche ein solcher Schatz zugeflogen. So verbrachte ich meine Abende mit Duke Meyers aktuellem Buch: „Küss die Hand, gnä‘ Sau“ und fühlte mich gut unterhalten sowie zum Nachdenken angeregt. Weshalb dies? Lest selbst:

Zum Inhalt: In dem Buch mit dem sauigen Titel geht es um die nordischen Götter, um das nordische Weltbild und um die Sicht auf dieselben. Hierbei handelt es sich jedoch weder um eine analytische, wissenschaftliche Schrift noch um eine durch religiöse Dogmen geprägte Darstellung der nordischen Mythologie (beides gibt es ja nun zu Hauf), sondern der Autor stellt gleich zu Eingangs dar, dass dieses Buch seine persönliche Betrachtungen darstellt.
Das Buch bietet drei Teile, wobei der erste Teil die Leserschaft in die neun Welten entführt und der zweite Teil sich mit bekannten, weniger bekannten und zuweilen sogar gänzlich unbekannten Göttern der nordischen Sphäre befasst. Insgesamt mit achtunddreißig dergleichen. Jede Gottheit hat ein eigenes Kapitel, eine eigene Geschichte und eine Überschrift in welcher der Name der Gottheit zunächst nicht genannt wird. Der enthüllt sich erst im Laufe des Kapitels (oder bei einem Blick auf die obere, rechte Buchseite).
Die Kapitel sind unterschiedlich gestaltet. Zuweilen aus der Sicht des Autors geschildert, zuweilen in der ‚Ich-Perspektive‘ der jeweiligen Gottheit. Im Schreibstil vermischen sich somit poetische Elemente mit persönlichen Erfahrungen und spirituellen Eindrücken. Die Unterschiede der Gottheiten drücken sich somit nicht ausschließlich in der Beschreibung ihrer Attribute oder Wirkkraft, sondern durchaus auch in der Art wie ihre Geschichte erzählt wird, aus.
Der dritte Teil des Buches nun rundet das Gesamtwerk ab, indem es sich der Dämmerung zuwendet, der Morgendämmerung – oder vielleicht auch der Abenddämmerung. Hier begegnet man noch einmal den Göttern, aber auch wichtigen Faktoren der nordischen Mythologie, wie dem Weltenbaum Yggdrasil oder den Nornen.
Duke Meyer befasst sich in diesem abschließenden Teil unter anderem mit dem Aspekt der ‚Werdung‘ oder ‚Entstehung all dessen was ist‘ und bringt hier einige wirklich anregende, spannende und nachvollziehbare Gedanken auf, welche die nordische Mythologie so bemerkenswert macht.

Meine Meinung: Was mir an diesem Buch das Lesen sofort angenehm machte, ist die Tatsache, dass es locker, mit Humor und flüssig geschrieben ist. Hinzu kommt, das das Werk sehr ‚modern‘ ist. Der Blick auf die nordische Götterwelt ist nicht vernebelt, nicht verbrämt und keineswegs rückwärts gewendet, sondern erfrischend zeitgenössisch. Somit ist es auch für eine Leserschaft, die sich mit der Thematik noch nicht befasst haben mag, sicherlich interessant.
Die Auseinandersetzung mit den einzelnen Gottheiten des nordischen Pantheons ist auf der einen Seite sehr persönlich – bis hin zur Schilderung eigener, spiritueller Erfahrungen – auf der anderen Seite absolut nachvollziehbar. Zumindest ging es mir so. Ob es Dir genauso geht beim Lesen wirst Du selbst herausfinden müssen. Ich persönlich habe beim Lesen interessante neue Anstöße und Aspekte in mir altvertrauen (und weniger bekannten) Freunden aus der nordischen Götterwelt gefunden. Auf der anderen Seite gab es Elemente und Beschreibungen, die mir selbst so sehr vertraut waren, das sie eine Saite in mir zum Klingen gebracht haben. Offenkundig so vertraut, dass sie sich bis in meine nächtlichen Träume geschlichen haben. Respekt vor einem Buch, das solche Wirkkraft hat!

Resümee: Absolut lesenswert! Geeignet für alle Leute, die mit Neugier, Offenheit und Interesse mehr über die nordische Götterwelt und ihr Wirken in unserer Zeit erfahren möchten und dabei die Bereitschaft mit sich bringen sich auf eine persönliche Reise zu machen.
Wer mag kann sich dabei auch etwas mehr Zeit lassen beim Lesen als ich es getan habe und sich täglich mit einer Gottheit befassen. Wenn es denn gelingt das Buch auch nach einem Kapitel zur Seite zu legen. Mir gelang es nicht…

Zu den Fakten: 
Duke Meyer: Küss die Hand, gnä` Sau
Verlag: Edition roter Drache
300 Seiten, Taschenbuch
ISBN 978-3-96815-046-8
16,00 €, die sich lohnen
Zu beziehen beim Buchdealer des Vertrauens

Und dann war da noch der Titel: Was hat denn nun der Titel mit der nordischen Götterwelt zu tun? Liebe Freunde, liebe Freundinnen, liebe sonstige Geschöpfe, wenn ihr dies nicht wisst, dann lest dieses Buch. Wenn ihr es danach immer noch nicht wissen, dann lest es noch einmal. Diesmal nicht überfliegen, sondern ganz aufmerksam und mit offenem Geist. 😉

Herbst in Midgard

20.10.2017

Ein Herbstspaziergang mit Patrizia und Diana

Die Nacht zum Montag konnte ich wieder schlafen und so erfreute ich mich am Montag früh an einem Frühstück, gemeinsam mit meinen Gästen. Der Tag würde sonnig werden und das Esszimmer war sonnendurchflutet. Letzteres war jetzt nicht so optimal für mich, aber eine Sonnenbrille hilft da ja bekanntlich. Heute Abend würden wir ein kleines Meeting mit Freunden haben und magisch im Kessel rühren, so sollte dieser Vormittag und Mittag sehr entspannt verlaufen, mit Gesprächen und Spaziergängen am Landwehrkanal. Eben alles ganz gelassen.

Inzwischen in Asgard…
„Hat ja alles prima geklappt!“ freut Loki sich und schaut zufrieden rüber nach Midgard.
„Mehr Met!“ brummt Odin nur. Diese kleinen Hörner sind einfach stets zu früh leer.
„Was Du so unter ‚prima geklappt‘ verstehst. Nächtliche Lärmattacken und wackelnde Wände. Das ist mal wieder typisch für Dich.“ Thor schaut in sein Horn. Es ist auch schon wieder leer. Na, immerhin ist der Metkrug noch gut gefüllt.
„Musst Du gerade sagen, bei Deinem Gedonnere!“
„Mehr Met!“ verlangt Odin erneut.

„Ich nenne ihn ja nicht bei seinem Namen, ich nenne ihn höchstens Laufeyson“, klingt eine Stimme aus Midgard rüber.

Loki sitzt mit einem Mal kerzengrade. „Was soll das denn?“ er spitzt die Ohren, lauscht konzentriert, „ohoh. Muß mal eben weg, PR machen“, und der Herr Laufeyson springt auf und verschwindet.
„Hmmm“, Odin streckt sich und erhebt sich gemächlich von seinem Platz, „da gehe ich besser mit. Den lasse ich heute sicher nicht alleine los ziehen. Ich bin schließlich heute im Einsatz.“
Thor öffnet den Mund, schließt ihn wieder. Ehe er sich versieht ist er allein. Mit dem Metkrug. Immerhin. Den hat er jetzt für sich allein. Er füllt sein Horn, lehnt sich zurück und trinkt genüsslich. Entspannt streckt er die Beine aus. Die Sonne scheint angenehm auf seinen Bauch. Es könnte so schön sein, so entspannt, wenn nicht… Stimmen dringen an sein Ohr, sie kommen aus Midgard rüber. Er hört Odin, er hört Loki. Loki referiert. Es geht um Unfug, wie immer. Er sollte lieber trinken statt quatschen.
„Schwätzer“, knurrt Thor, leert sein Horn und erhebt sich, „den kann man nicht eine Minute quatschen lassen, ohne dass er Unsinn redet.“
Odin lacht. Loki lacht. Thor gesellt sich dazu. Sicher ist sicher.

Wir gehen am Kanal spazieren, genießen die frische Luft. Das Sonnenlicht bricht sich auf dem Wasser. Wir wandern zwischen den Welten. Und wir wandern nicht allein. Wir reden viel, die Worte fließen und wenn ein Muggel zufällig vorbei kommt und etwas aufschnappt, dann wird er vielleicht meinen er habe sich verhört. An einer Eisdiele bleiben wir hängen, setzen uns in die Sonne, genießen Eiscreme, und sind irgendwie nur halb hier und halb ganz woanders. Wenn Hexen zusammen kommen, dann wirkt Magie. Wenn die Götter mitmischen, dann wirkt schicksalhafte Transformation. Und am Ende haben alle sehr viel Spaß zusammen: Menschen wie Götter.

Ein Botschafter Odins.

Der Furcht entgegen

19.10.2017

Loki und seine Kinder -ein Feuersturm im Hintergrund.

Ein Tosen und Toben wütet über mir – wütet in mir. Mein Blut ist in Wallung, ich tobe innerlich, spüre die ungezügelte Kraft der Wut, die brodelt, in mir. Vor aufbrausender Erregung erzittere ich, mein Körper verkrampft sich und ich versuche mich aufzurichten. Doch die Nacht hat mich in ihrer Hand, drückt auf meine Brust wie ein Stein. Ich schaffe es nicht mich aufzurichten. Mein Herz rast. Die Wut droht zu überschäumen, ich möchte schreien, allein es geht nicht. Loki zerrt an seinen Fesseln, Schmerz fährt durch mich hindurch, die Erde bebt… tatsächlich. Die … Erde … bebt. Was in dieser Nacht geschieht, ich habe solcherart Aufruhr hier in diesem Haus noch nicht erlebt. Doch ich greife den Ereignissen voraus…

Die geneigte Leserschaft erinnert sich – ich hatte unerwarteten Besuch von Diana Paxon erhalten und so hatte ich den Samstagabend gemeinsam mit ihr und Thors Freundin Patricia Asunja verbracht. Und es war ein toller Abend, voller Gespräche um Reclaiming, die Göttinnen, Hexenkunst, Hexen und Magie. Wie in einer Zeitmaschine tauchten wir ab in die Vergangenheit und ich erfuhr viel über die Anfänge von Reclaiming in den USA, erinnerte mich an eigenes Erlebtes. Es war einfach schön. Gemeinsam sind wir essen gegangen, hatten Spaß und Freude, zusammen genossen wir hausgemachten Likör und erfreuten uns an unserer Gegenwart, um schließlich rechtschaffen müde in die Betten zu fallen… Ein schöner Tag geht zu Ende, eine magische Begegnung nimmt ihren Lauf und mit einem Male erschüttern Erdbeben mich…

Eine Party ist über mir im Gange. Sehr junge Menschen sind neu in unser Haus eingezogen und feiern ihre Wohnungseinweihung. Doch was über mir geschieht ist keine Party! Trotz Ohrstöpseln schlafe ich zunächst nur schwer ein, immer wieder erwache ich durch laute Musik und Radau. Dann… rumms… die Wände wackeln, mit einem Male bin ich hell wach, reiße die Augen auf und vor mir steht der Wolf… ‚das ist ja mein Kind…‘ er reißt das Maul auf. ‚Pst‘ flüstere ich. Das Brodeln beginnt, Zorn wallt in mir auf, Wut steigt in meinen Schädel, bohrt sich in mich, ‚ich gehe da jetzt rauf und sorge für Ruhe! Die mache ich fertig!‘ . Ich will mich erheben, heiße Glut durchflutet mich, mein Atem geht schwer, ich will schreien. Allein, mein Mund ist wie zugenäht, ich kann ihn nicht öffnen. Mein Körper ist schwer wie Eisen, ich kann mich nicht bewegen. Vor Verzweiflung und Wut schießen mir die Tränen in die Augen. Der Zorn ist wie eine Klinge, die mich durchschneidet. Wie gelähmt liege ich da.
Mit einem Male ist da ein Gesicht, eine Göttin erscheint über mir, sie lächelt. Ich kenne sie. Sie kommt von sehr weit weg, ihr Name ist Kuan Yin. Sie nimmt mich in die Arme, drückt mich an ihre Brust und wiegt mich. Irgendwann döse ich ein, erwache wieder, döse wieder ein. Gefesselt liege ich da, die ganze Nacht, über mir tobt es. Gegen sechs Uhr morgens wird es still. Ich verliere das Bewußtsein. 

Zwei Stunden später erwache ich in meinem Bett, pitschnass, zitternd, Lichtblitze vor den Augen und hinter meiner Stirn pocht es gefährlich. Das hatte ich lange nicht mehr und es ist ein schlechtes Zeichen. Eine Aura, die einem Anfall voraus geht. Dieser nächtliche Lärm macht mich fertig. Leider war es nicht das erste Mal, dass ich nachts wach wurde. Seit einigen Wochen ist es lauter als sonst. Doch in dieser Nacht war es am allerschlimsten. Ich muß etwas dagegen tun. Die Deckenleuchter haben geschwankt, die Bilder an den Wänden schaukelten hin und her, lösten sich aus ihrer Halterung. Das ist kein Lärm, das ist Körperverletzung. Ich fühle mich schwach und erschöpft, fürchte die Konfrontation. Angst ist in mir. Und doch: Ich muß etwas tun.
Durch den Anfall kann ich diesen Sonntag, auf den ich mich sehr gefreut hatte, nicht zusammen mit Diana und Patricia verbringen. Meine Krankheit ringt mich nieder. Thors und Odins Vertreterinnen in Midgard müssen ohne mich los ziehen und einen herrlichen Sonnentag genießen. Und ich muß mein Zimmer verdunkeln, bleibe alleine zurück in meinem kranken Körper. Mit Loki. Er sitzt da, schaut mich an. Unruhig. Ich muß handeln, aber mir geht es sehr schlecht. Sein Plan aber steht. Ich lasse zu, das er es tut, überlasse ihm meinen Körper. Ich kann ohnehin nicht viel mit mir anfangen heute.

Ich klingel an der Tür meiner Nachbarn, strahle über das ganze Gesicht. Es ist Mittag und mein verschlafener Nachbar öffnet mir. „Hallo“, sage ich fröhlich, „ich freue mich, dass Sie sich so wohl bei uns im Haus fühlen und gut angekommen sind.“ Mein Nachbar lächelt ebenfalls, er ist wirklich sehr müde. Kein Wunder. Meine Stimme wird etwas leiser, dunkler, rauer, „aber wir einigen uns auf eins: Was heute Nacht geschehen ist, dass wird nie wieder geschehen.“ Er schaut mich verdutzt an, „was meinen Sie?“ Ich lache. Ich lache wirklich. Lauthals. Dann sehe ich ihn in die Augen, tief, lang und zwinkere, „wir wissen beide wovon wir hier reden. Das heute Nacht, das war keine Party. Das war ein Erdbeben.“ ich verkneife mir den Kommentar ‚und für die bin ich zuständig‘, sondern lasse mein Gesicht versteinern, „dieses Erdbeben hat die Wände wackeln lassen, die Lampen zum schwanken gebracht und ein Bild fiel herunter. Das wird nicht mehr geschehen. Lesen Sie ihren Mietvertrag, halten Sie sich dran und wir können alle in Zukunft gut schlafen“, Ich lächle, „das wollte ich nur kurz in einem Gespräch klären. Und jetzt: Gute Nacht.“ Ich gehe.

Ich lege mich in mein Bett und schlafe erst einmal ausgibig. Eines ist klar: Nie wieder lasse ich mir auf dem Kopf rum tanzen! Und während ich im Halbschlaf bin stelle ich fest, dass meine Angst vor unangenehmen Konfrontationen verschwunden ist…

Demnächst geht es hier wieder etwas heiterer zu, versprochen!

 

Mr. Wednesday

17.10.2017

Ein Wind hat sich erhoben, steigt auf, braust auf, erfasst mich, weht durch mich und klärt die Gedanken.

Heute Nacht habe ich mit Odin im Kreis gesessen, heute Nacht kreiste das Horn mit süßem Trunk, heute Nacht habe ich mit dem Allvater gesprochen, ihm meine Fragen gestellt und Antworten erhalten. Nicht nur das. Heute Nacht habe ich aus Odins Mund die Klänge der Runen vernommen, ich habe Hinweise für das magische Arbeiten bekommen und ich habe Unterstützung von Odin bekommen: Hugin und Munin, sie flüstern auch mir ihre Botschaften zu.

In den letzten Tagen ist viel passiert, überraschender Besuch kündigte sich an und ich öffnete die Tür zu einer magischen Reise, von der ich Euch demnächst berichten werde. So lange wandere ich schon selbst zwischen den Welten, aber die Magie der Götter, das Wirken der Nornen, es lässt mich immer wieder staunen. Und ich höre Grimnirs Lachen, seine Worte klingen in mir und wieder habe ich ein Teil des Puzzels meines Schicksals gefunden und an die richtige Stelle legen können. Nur um festzustellen, dass sich das vor mir liegende Mosaik als noch größer erweist als erwartet.

Bleibt mir gewogen und ich verspreche Euch noch in diesem Monat ein Aufwogen der Magie hier im Blog!

Die Postkarte ‚Hugin und Munin‘ ist für 1,70 €/Stück bei mir erhältlich. Weitere Motive werde ich demnächst vorstellen.

Die fünfte lange Nacht der Religionen in Berlin

 

Peti Songcatcher and Friends - Duke Meyer von den Singvögeln und Paula Noske

Peti Songcatcher and Friends – Duke Meyer von den Singvögeln und Paula Noske

Es ist Vollmond. Ich höre im Halbschlaf die Trommeln. Es ist die Nacht zum 17. September, die Nacht vor der langen Nacht der Religionen. Und doch höre ich bereits die Klänge der Hexen und Heiden, das rhythmische Vibrieren der Trommelfelle, Gitarren und Gesang. Langsam gleite ich hinüber in mein Traumwelten während nebenan Peti, Duke und Paula proben. Sie bereiten sich auf die 5. Nacht der Religionen in Berlin vor. Ich persönlich habe meine Vorbereitungen glücklicherweise bereits abgeschlossen. In diesem Jahr beherberge ich Gäste und deren Betten sind schon einen Tag zuvor gemacht gewesen.

Nach dem Frühstück (bestehend aus sehr viel Kaffee und ein Stück Apfelkuchen von Paulas Mutter) am Morgen des 17. September packe ich meine Tasche zusammen. Der Fotoapparat muss schließlich mit. Leider soll ich im Laufe des Tages feststellen, dass meine alte Kamera immer schlechter wird und ich dringend eine neue brauche. Nur die Hälfte meiner Fotos ist wirklich etwas geworden.
Meine musikalischen Freunde sind schon längst unterwegs und ich höre draußen die Glocken der Kirchen läuten. Der ‚Tag der Religionen‘ ist eröffnet. Denn es geht bereits vor 14.00 Uhr in ganz Berlin los.

Berlin sprüht vor Magie! Auch der OTO sowie das Projekt 'Magic Berlin' sind präsent.

Berlin sprüht vor Magie!
Auch der OTO sowie das Projekt ‚Magic Berlin‚ sind präsent.

Im letzten Jahr habe ich eine Veranstaltung des Eldarings besucht. In diesem Jahr habe ich beschlossen bei den Paganen Wegen und Gemeinschaften vorbei zu schauen. Hier würde sich das magische Leben Berlins versammeln und an unterschiedlichen Ständen, bei Ritualen und Vorträgen vorstellen. Zudem sollte mir auch bald klar werden, dass die Berliner ‚Nacht der Religionen‘ inzwischen eine Strahlkraft hat, die weit über die Grenzen der Stadt hinaus geht. Denn ich traf alte Freunde und Bekannte, die ich zum Teil seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Aus ganz Deutschland – und darüber hinaus – reisten Menschen mit heidnischer Orientierung an, um sich zu präsentieren. 

Das Programm der Veranstaltung spiegelt zum einen das bunte, magische Berlin wieder. Zum anderen stellen sich heidnische Gruppen, die ihre Hauptpräsenz in anderen Bundesländern haben, vor. So präsentierte sich aus dem Bereich der Ordensmagie beispielsweise der Berliner Zweig des OTO mit einem kleinen Informationsangebot, während zu den Veranstaltungen der Reclaiming-Gemeinschaft  Reclaimer nicht nur aus Berlin, sondern aus ganz Deutschland angereist gekommen sind. Auch aus unserer kleinen Gruppe der Zaunköniginnen waren einige zum Informationsaustausch gekommen.

Deutschlandweit reisten Reclaimer zur 'Nacht der Religionen'.

Deutschlandweit reisten Reclaimer zur ‚Nacht der Religionen‘.

Da das Areal, auf dem sich die Veranstaltung ausdehnte, viel Platz bot gab es zahlreiche Möglichkeiten mit den Anwesenden in Gespräche zu kommen. Und so war es gar nicht möglich alle Veranstaltungen wahr zu nehmen, da es so viele Angebote gab, dass in zwei unterschiedlichen Seminarräumen zeitgleich gewirkt wurde. Zugleich fanden im Freien diverse Ritualangebote statt. 

Leider hatte ich im Vorfeld nicht gewusst, dass die ganze Veranstaltung gefilmt wurde. Auf der Website zur ‚Langen Nacht der Religionen‘ habe ich bedauerlicherweise keine Hinweise auf Filmteams gefunden. Zwar begrüße ich die Idee auf Anfrage Interviews mit den Anwesenden zu führen, aber mir persönlich gefiel es nicht, dass zum Teil auch während der Rituale Filmaufnahmen gemacht wurden. Dies hielt mich persönlich mit davon ab an den rituellen Veranstaltungen Teil zu nehmen. Statt dessen zog ich mich in den ‚Raum der Stille‘ zurück. Dieser Meditationsraum war hingegen ganz und gar nach meinem Geschmack. Hier war ein kleiner Altar errichtet und es gab die Möglichkeit bequem zu sitzen oder zu liegen und einfach einmal auszuspannen.

Lesens- und Hörenswertes.

Lesens- und Hörenswertes.

Kulinarisch gab es eine vorbildliche Versorgung mit Kaffee und Kuchen, die auf Spendenbasis zu bekommen waren. Zudem gab es einen Hexenkessel mit Suppe. 

Im Großen und Ganzen ist auch in diesem Jahr zu sagen, dass ein einziger Tag viel zu kurz ist, um in die mannigfache Welt der Spiritualität und Religion einzutauchen, gerade für mich als ’nicht-religiöse‘ Religionswissenschaftlerin! Wieder einmal muss ich eine ‚Woche der Religionen‘ anregen.

Und als wir Zaunköniginnen am Abend ‚gen Heimat aufbrechen, begleitet von den wundervollen magischen Klängen von ‚Peti Songcatcher and Friends‚, die live spielten, da bin ich rechtschaffen erschöpft von all den anregenden, inspirierenden und wundervollen Gesprächen, die ich führen durfte.

Ich habe keine Religion. Ich habe eine Weltanschauung. Ich glaube nicht. Ich mache Erfahrungen.

Ich habe keine Religion. Ich habe eine Weltanschauung. Ich glaube nicht. Ich mache Erfahrungen.

Übrigens: Im nächsten Jahr findet ‚die lange Nacht der Religionen‘ am 25. Mai statt.

Bleibt neugierig!