Victoria Hegner: Hexen der Großstadt
30.08.2019
Es ist schon seltsam: Ich halte ein Buch in den Händen, welches ich nicht nur gelesen habe, sondern in dem es um mich geht. Unter anderem. Und es geht auch um meine Freunde. Unter anderem. Darüber hinaus handelt das Buch von Berliner Hexen. Noch weiter fasst es dann der Titel des Buches: Hexen der Großstadt.
„Hexen der Großstadt“ ist ein Buch, an dem die Kulturanthropologin Dr. Victoria Hegner arbeitet, seit ich sie kenne. Dies sind inzischen schon nunmehr sieben Jahre. Erschienen ist das Buch dann nach diesen jahrelangen Recherchen im Mai 2019 bei [transcript]. Und das Werk hat es in sich. Dr. Hegner ist tief in die Strukturen der Hexengemeinschaften in Berlin eingetaucht. Sie hat nicht nur beobachtet, sondern hat sich nicht gescheut selbst zu erfahren wie Hexen arbeiten und agieren. So basiert ihr Buch auf Ritualen, Workshops, Seminaren und Witchcamps, an denen sie Teil genommen hat ebenso wie auf zahlreichen Gesprächen und Interviews, die sie mit praktizierenden Hexen führte.
Das Zentrum der vorliegenden Arbeit ist Berlin, welches nicht erst seit dem gleichnamigen Film als ‚Stadt der Hexen‘ gilt. Dabei ist es Dr. Hegner gelungen tief in die Welt der Hexen der Stadt einzudringen. Nicht nur diejenigen unter den Hexen, deren Leben zum Zeitpunkt der Recherche durch die Medien zum Teil öffentlich dargestellt wurde, sondern auch Hexen, die vor allem im Privaten wirken, haben durch ihre Mitarbeit dieses Buch sehr bereichert. Facettenreich und vielseitig zeigen sich Aspekte, die Hexen miteinander verbinden, aber auch trennende Elemente zwischen den Traditionen, in dieser Arbeit.
Hexen der Großstadt ist natürlich ein wissenschaftliches Werk. Als solches spricht es Menschen an, die sich für unter anderem für Religionswissenschaften, Anthropologie, Soziologie oder Ethnologie begeistern können. Suchende, die Einweihungen in magische Welten erhoffen, werden hier nicht auf ihre Kosten kommen. Und darum geht es auch nicht. Dr. Hegner stellt dar, zeigt auf, weist hin. Sie wendet sich einem Phänomen zu, in welches sie sich beobachtend und zugleich einlassend hinein begibt. Dabei verlässt sie nicht den Standpunkt der Wissenschaftlerin, sondern bezieht sich selbst als erfahrenden Menschen in die Situation mit ein. Sie beobachtet, wobei sie stets immer wieder ihren Standpunkt verlagert und untermauert.
Das vorliegende Buch ist in dieser Form – zumindest in meiner weitreichenden Bibliothek – einzigartig. Es könnte tatsächlich den Blick auf städtische religiöse Bewegungen im allgemeinen und auf die Hexenbewegungen im besonderen verändern und zum Teil auch korrigieren. So schätze ich das Werk als erneuernden Blickwinkel auf Kult und Kultur der modernen Hexe ein. Insofern möchte ich an dieser Stelle die Danksagung von Frau Dr. Victoria Hegner, mit der sie ihr Buch abschließt, zurück geben: Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast dieses Werk zu schreiben. Die jahrelange Arbeit, die Recherche, auch die frustrierenden Momente des Stillstandes – und ich weiß dass es sie gegeben hat – haben sich gelohnt! Ein rundum gelungenes Buch, welches den wissenschaftlichen Diskurs bereichern und anregen wird!
Obgleich dieser Artikel keine Rezension ist (und auch nicht sein kann), sondern vielmehr eine Impression möchte ich auf jeden Fall dazu anregen einmal die Nase in das Buch zu stecken. Es ist möglich online in das Inhaltsverzeichnis zu schauen und auch einmal in das Werk rein zu lesen.
Ein Interview in der Siegessäule mit Frau Dr. Hegner findet ihr übrigens hier.
Veröffentlicht am 30. August 2019 in Neuigkeiten und mit berlin, Dr. Victoria Hegner, Ethnologie, Hexen, Hexen der Großstadt, Kult, Kultur, Kultus, Religionswissenschaft, Siegessäule, Soziologie. Magie, Stadt der Hexen getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 2 Kommentare.
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