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Herbstmelancholie

Herbstmelacholie
Foto: LiBella
Model: Curtis Nike
Nebel liegt in dichten Schwaden über der Stadt. Das Laub hat sich verfärbt und fällt kraftlos zu Boden. Ein weiteres Jahr neigt sich seinen letzten Mondumläufen zu. Und heute Nacht ist Samhain, das endgültige Ende der Sonnenzeit.
Mein Herz ist schwer, meine Gedanken kreisen trostlos und traurig. Herbstmelancholie hat mich ergriffen – stärker als in den Jahren zuvor. In den letzten Tagen war es sehr intensiv. Dabei ist das normalerweise gar nicht meine Natur. An und für sich bin ich ein sehr optimistischer, lebensbejaender Mensch, lebe im Jetzt und Hier. Mit meiner Vergangenheit habe ich selten gehadert. Was ist nur los mit mir? Was treibt mich um?
Die einschneidenden Ereignisse der letzten drei Jahre haben mich stark gezeichnet. Und als ich an diesem Morgen in den Spiegel sah, die grauen Strähnen im einst feuerroten Haar, die Spuren des Alters im Gesicht und die Herbstgedanken in den Augen, da wurde mir klar, dass nicht nur dieses Jahr seinen Sommer beendet. Auch für mich ist die Mitte des Sommers meines Lebens längst überschritten. Die erste Lebenshälfte liegt hinter mir, die zweite ist angebrochen. Und ich habe es nicht einmal gemerkt. Mit einem Male sind die zukünftigen Möglichkeiten nicht mehr so fern. In dreißig Jahren kann mein Licht längst verloschen sein. Dabei hatte ich erst kürzlich das Gefühl: In dreißig Jahren steht Dir die Welt offen! Wie schnell die Zeit zu fließen scheint.
Und mit einem Male bin ich erleichtert. Denn ich habe längst erkannt, worum es – für mich – im Leben geht: Erfahrungen zu machen! Und davon kann man immer welche machen. Egal in welchem Lebensalter. Alles, was man dazu benötigt ist ein offenes Herz und einen neugierigen Geist.
Heute Abend sitze ich, zusammen mit Hexenfreunden und meinem Kater, der sogar schon ein Rentner ist, bei Glühwein. Wir werden es in dieser dunklen Nacht, in der die Vorhänge zur anderen Welt dünn sind, ruhig angehen lassen. Während wir uns Geschichten erzählen und magisches aushecken, bemalen wir die selbst hergestellten Kerzen für die kommende Julzeit. Und dabei hören wir den Wispern der Geister zu, die in dieser Nacht umherspuken. Sollte es an der Tür klingeln, sollten kleine Geister erscheinen, so werden sie mit Schokolade in Schach gehalten. Das klappt immer.
Ich wünsche Euch ein zauberhaftes, dunkles Fest, voller Besinnlichkeit und Schokolade!

Es ist an der Zeit unserer Herkunft, unserer Ahnen zu gedenken!
Foto: LiBella
Model: Curtis Nike