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Berlin – Dublin – London

Kraftort in Irland

Kraftort in Irland

Die Leserschaft meines Blogs weiß, dass ich jedes Jahr nach Irland reise. Hier tanke ich Kraft, hier kann ich zur Ruhe kommen, hier habe ich meine Ankerpunkte. Das erste Mal, dass ich nach Irland gereist bin, war im Jahr 1991. Wenig mehr als fünfzehn Jahre später stand sogar kurzzeitig ein Umzug nach Irland im Raum. Gemeinsam mit meiner Freundin Shira, die bereits in Irland gelebt hatte, stand das Thema im Raum. Doch es gab einige starke Argumente gegen den dauerhaften Umzug. Nicht zuletzt die einfache Tatsache, dass ich ein echter Stadtmensch bin, der am Puls der Großstadt atmet und lebt. Dennoch dürfte offenkundig sein, dass mein persönliches Band zur grünen Insel ein sehr starkes und tiefes ist. Das Land und seine Ruhe gibt mir Kraft – aber eben auch nur solange, wie ich meinen Anker in der Großstadt habe, deren pulsierende Energie mir ein wahrer Lebensquell ist.

Die Tower Bridge, 1983, Foto: Edelgard

Die Tower Bridge, 1983, Foto: Edelgard

Doch ehe mich die Reiselust regelmäßig zur grünen Insel zog, hatte ich ein anderes Ziel, welches ich, seit dem Jahr 1983, alljährlich aufsuchte. Und dieses Reiseziel hieß London. Die Gründe für die alljährliche Reise waren allerdings nicht vordergründig Erholung und Urlaub, sondern hier war ich aus schulischen Gründen. Wenn ich jedoch heute an die Zeit zurück denke, dann erinnere ich mich weniger daran, wie ich die Schulbank drückte, sonder vielmehr an die zahlreichen Ausflüge und Abenteuer, die ich in London erlebt habe. Die meisten Abenteuer erlebte ich nicht alleine, sondern gemeinsam mit Shira, die ich übrigens auf meiner zweiten Reise nach England kennen lernte. Das ist inzwischen über 32 Jahre her! Leider habe ich aus der damaligen gemeinsamen Zeit mit Shira nur noch fünf Fotos.

Dieses Bild, welches 1983 entstand, lässt sich heute so nicht mehr machen. Ich bin gespannt wie es heute aussieht! Foto: Edelgard

Dieses Bild, welches 1983 entstand, lässt sich heute so nicht mehr machen. Ich bin gespannt wie es heute aussieht! Foto: Edelgard

London war für mich stets ‚die einzige realistische Alternative zu Berlin‘. Seit einigen Jahren zieht es mich wieder verstärkt zu dieser Stadt hin, die mich in meiner Jugend so stark geprägt hat und die sich an einigen Stellen fast ebenso tiefgreifend verändert hat wie Berlin. Eigentlich wollte ich schon vor ein paar Jahren mal rüber fliegen, doch es zerschlug sich leider. Dann stand das Thema aus familiären Gründen letztes und dieses Jahr noch einmal an, es stellte sich jedoch heraus, dass die Notwenigkeit dann doch schwand. Und wie das so ist bei uns Menschen: An Zeit und Geld mangelt es fast immer. So kommt es zuweilen vor, dass man seine Ziele aus den Augen verliert… in der Regel. Wenn ich mich jedoch an etwas fest beiße, dann neige ich dazu nicht mehr los zu lassen.

Mit diesem Foto hat meine Mutter im Herbst 1983 bei einem Fotowettbewerb mit gemacht - und gewonnen! Stilecht englisch: Einen Regenschirm :) Foto: Edelgard

Mit diesem Foto hat meine Mutter im Herbst 1983 bei einem Fotowettbewerb mit gemacht – und gewonnen! Stilecht englisch: Einen Regenschirm 🙂
Foto: Edelgard

London ich komme! Flug ist gebucht, Hotel ist gebucht und ich werde mir – so alles klappt – einen ganz besonderen Traum erfüllen! Im Herbst ist es endlich soweit und ich freue mich jetzt schon riesig!

 

Die grüne Insel

Hinter einer Weide, kurz vor einem See, findet man einen Weg der scheinbar ins Nichts führt. Hier wächst ein natürliches Feentor, ein direkter Zugang zur Anderwelt.

Hinter einer Weide findet man überraschend einen Weg, der scheinbar ins Nichts führt. Hier wächst ein natürliches Feentor, ein direkter Zugang zur Anderwelt.

Draußen auf dem Meer liegt eine Insel, auf der es immer grün ist. Hier scheinen die satten Wiesen –  selbst im Winter – nicht ihre Farbe zu verlieren. Das Eiland ist durchwoben von Flüssen und Seen, die reich an Fischen sind. Auf den Weiden fressen sich Schafe und Kühe satt; die einheimische Bevölkerung ist gastfreundlich und in der Regel erfreulich entspannt. Die Menschen teilen sich seit Jahrtausenden den Lebensraum mit den ortsansässigen  Síde, den Cluricauns und Leprechauns, die hier hausen. Und so verwundert es kaum, dass zuweilen die Bäume selbst in Form von Feentoren wachsen.

Seit 1991 reise ich, zusammen mit meinem Vater, fast jedes Jahr, meistens im beginnenden Frühjahr, nach Irland. Hier habe ich eine zweite Heimat gefunden, hier kann ich regenerieren. Schon der erste Atemzug, wenn ich das Dubliner Flughafengelände verlasse, ist Entspannung pur. Und dann geht es schnurstracks los zum Auto, Gepäck verladen und ab nach Killeshandra, wo ich seit Jahrzehnten die Pubs besuche, Boot fahre, Angeln gehe, Feenorte besuche und die Seele baumeln lasse. Ich erinnere mich noch, als ich das erste Mal hierher kam – vor nunmehr 24 Jahren. Die Fahrt von Dublin nach Killeshandra dauerte gut und gerne vier Stunden und ging über Pfade, die man kaum als Straßen bezeichnen mochte. Orientiert haben wir uns nicht an Straßenschildern, sondern an Wegmarken. Heute erreichen wir unser Ziel mit dem Wagen in weitaus weniger als zwei Stunden. Die Fahrt geht zum Teil über Autobahnen. Doch dann, wenn es in das Herz der grünen Insel geht, wird es urtümlicher, auch auf den Straßen. Der Weg zum Ziel ist – nach all den Jahren – Routine. Und so erreichen wir ein schönes, kleines Haus auf einem Hügel. Erwartet werden wir hier – genauso wie vor 24 Jahren – von Hans, der uns auch gleich mit einem Mahl, bestehend aus unseren Leibspeisen, empfängt. Was kann es schöneres geben? Das Zimmer ist gemacht, der Kamin prasselt, das Essen ist hervorragend und so beginnt der Urlaub auf der grünen Insel hier schon mit der Anreise.

Der 14. März ist ein kühler Tag in Deutschland. Die Schneeglöckchen und ein paar Krokusse haben sich in Berlin bereits gezeigt. Doch als ich in Irland ankomme, da werde ich bereits von blühenden Narzissen begrüßt. Hier riecht die Luft nach Frühling, wenn daheim der Winter das Land noch fest in den Klauen hält.

Noch  kein Frühling - und doch blühen die Narzissen. Der irische Frühling beginnt früh!

Noch kein Frühling – und doch blühen die Narzissen.
Der irische Frühling beginnt früh!

In den nächsten Tagen werde ich Euch an dieser Stelle ein paar Berichte und Bilder aus Irland präsentieren, von der grünen Insel, wo meine Seele ihren Anker hat.